Wir halten Vorträge in der Schule, sitzen in Bewerbungen für Praktika oder Arbeitsstellen und gestalten Präsentationen im Job – Redebeiträge vor anderen begleiten uns auf vielen Stationen im (Berufs-)Leben.
Reden können wir alle, wir haben es schließlich schon sehr früh gelernt und zunehmend verbessert. Aber worauf genau kommt es an, wenn wir uns oder etwas präsentieren und woran orientiere ich mich bei meinem Feedback zu den Redebeiträgen meiner Klient*innen? Darum geht es im folgenden Beitrag.
Um mich diesem Thema zu widmen, greife ich auf eine bewährte Kategorisierung zurück, die von Hellmut Geißner entwickelt, von Norbert Gutenberg ergänzt und 2016 von Dirk Meyer veröffentlicht wurde. Alle drei Herren sind bzw. waren Sprechwissenschaftler. Die sogenannten Kategorien des individuellen Wirkungsstils nutze ich als Grundlage für ein »explizit strukturiertes Feedback« (Meyer 2016, 110; in: Bose et al.: Einführung in die Sprechwissenschaft).
In dieser Kategorie geht es um die Gliederung und den Aufbau. Ist ein »roter Faden« erkennbar? Wird der Redebeitrag strukturiert, indem z. B. ein Zwischenfazit vorkommt, Zwischenüberschriften gesetzt oder Hervorhebungen gewählt werden?
Für das Verständnis des Inhalts ist zudem relevant, wie genau bzw. wie einfach bestimmte Sachverhalte erklärt werden. Wie für alle hier aufgeführten Kategorien ist dabei das Publikum entscheidend. Spreche ich bspw. über Redeflussstörungen im Kindesalter, sollte ich diese vor Studierenden im Fach Kita-Leitung genau erläutern. An einem Elternabend im Kindergarten ist ein fachliches Hintergrundwissen im Detail nicht nötig.
Wichtig ist auch, die Inhalte in einer angemessenen Zeit unterzubringen. Wenn ich angekündigt habe, 30 Minuten zu sprechen, sollten nicht unverhofft 60 Minuten daraus werden. Hinzu kommt auch die Aufteilung der Zeit: Wird zu weit im Voraus das Ende angekündigt? Sind Einleitung und Schluss so kurz gehalten, dass für den Hauptteil genug Zeit bleibt?
Der Sprachstil umfasst – wie der Name vermuten lässt –, die Sprache. Also konkret: die Wortwahl und den Satzbau.
Die Wortwahl meint: Welche Worte wähle ich? Bin ich verständlich genug oder ist meine Wortwahl zu kompliziert? Werden Fremdwörter und Fachausdrücke verwendet und passen diese zum Publikum? Vor einem Fachpublikum kann eine größere Kenntnis vorausgesetzt werden, vor Laien sollten andere Begriffe verwendet werden. Gibt es häufig wiederkehrende Reiz- oder Lieblingswörter? Mit diesem Thema habe ich mich in drei Blog-Einträgen schon beschäftigt: »Das macht man nicht!«, »Über Hass- und Lieblingswörter« und »Drei Tipps zum Umgang mit dem Füllwort ›Ähm‹«.
Im mündlichen Sprachgebrauch ist auch der Satzbau relevant. Es lässt sich oft leichter zuhören, wenn frei gesprochen und nicht abgelesen wird. Das gelingt am besten durch die Nutzung eines Stichwortkonzepts. Dabei passiert es meistens automatisch, dass Sätze kürzer sind und keine komplexen Schachtelsätze vorkommen.
Beim Sprachstil geht es um die Sprache, beim Sprechstil um das Sprechen. In dieser Kategorie gebe ich Feedback zur Stimme und zum Stimmklang (Tonhöhe und Satzmelodie), zur Lautstärke, der Betonung, zu Sprechgeschwindigkeit und Pausen sowie zur Artikulation (Deutlichkeit) und zu möglichen Dialekten und Regiolekten oder Akzenten.
Die Schauform beschreibt das, was ich sehen kann. Hält die Rednerin Blickkontakt? Was drückt sie mit dem Gesicht aus (Mimik)? Nutzt der Redner seine Arme in einer zu ihm passenden Weise (Gestik)? Wie ist die Körperhaltung allgemein und was lenkt durch Äußerlichkeiten vom Inhalt ab (z. B. eine Haarsträhne, die immer wieder in die Augen fällt)? Steht die Person still auf einer Stelle oder nutzt sie den Raum, der ihr zur Verfügung steht (Proxemik)? Wirken Gestik, Mimik und Proxemik harmonisch zum Inhalt?
All diese Kategorien – Denkstil, Sprachstil, Sprechstil und Schauform – spielen in meiner Arbeit eine große Rolle. Manche Klient*innen erkennen schnell für sich: »Interessant, mein Thema ist offenbar der Sprachstil – ich sollte das freie Reden üben.« oder sie merken, dass sie sprecherisch und sprachlich sehr versiert sind, aber durch bestimmte Bewegungen körperlich unruhig wirken.
Mein Name ist Debora Diehl und ich arbeite als Rhetorik- und Aussprachetrainerin. In meinem Newsletter schreibe ich über Themen rund um mündliche Kommunikation, über Rhetorik, Stimme und Aussprache. Manchmal gebe ich auch Buchtipps und berichte über meinen Blog.
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Wir halten Vorträge in der Schule, sitzen in Bewerbungen für Praktika oder Arbeitsstellen und gestalten Präsentationen im Job – Redebeiträge vor anderen begleiten uns auf vielen Stationen im (Berufs-)Leben.
Reden können wir alle, wir haben es schließlich schon sehr früh gelernt und zunehmend verbessert. Aber worauf genau kommt es an, wenn wir uns oder etwas präsentieren und woran orientiere ich mich bei meinem Feedback zu den Redebeiträgen meiner Klient*innen? Darum geht es im folgenden Beitrag.
Um mich diesem Thema zu widmen, greife ich auf eine bewährte Kategorisierung zurück, die von Hellmut Geißner entwickelt, von Norbert Gutenberg ergänzt und 2016 von Dirk Meyer veröffentlicht wurde. Alle drei Herren sind bzw. waren Sprechwissenschaftler. Die sogenannten Kategorien des individuellen Wirkungsstils nutze ich als Grundlage für ein »explizit strukturiertes Feedback« (Meyer 2016, 110; in: Bose et al.: Einführung in die Sprechwissenschaft).
In dieser Kategorie geht es um die Gliederung und den Aufbau. Ist ein »roter Faden« erkennbar? Wird der Redebeitrag strukturiert, indem z. B. ein Zwischenfazit vorkommt, Zwischenüberschriften gesetzt oder Hervorhebungen gewählt werden?
Für das Verständnis des Inhalts ist zudem relevant, wie genau bzw. wie einfach bestimmte Sachverhalte erklärt werden. Wie für alle hier aufgeführten Kategorien ist dabei das Publikum entscheidend. Spreche ich bspw. über Redeflussstörungen im Kindesalter, sollte ich diese vor Studierenden im Fach Kita-Leitung genau erläutern. An einem Elternabend im Kindergarten ist ein fachliches Hintergrundwissen im Detail nicht nötig.
Wichtig ist auch, die Inhalte in einer angemessenen Zeit unterzubringen. Wenn ich angekündigt habe, 30 Minuten zu sprechen, sollten nicht unverhofft 60 Minuten daraus werden. Hinzu kommt auch die Aufteilung der Zeit: Wird zu weit im Voraus das Ende angekündigt? Sind Einleitung und Schluss so kurz gehalten, dass für den Hauptteil genug Zeit bleibt?
Der Sprachstil umfasst – wie der Name vermuten lässt –, die Sprache. Also konkret: die Wortwahl und den Satzbau.
Die Wortwahl meint: Welche Worte wähle ich? Bin ich verständlich genug oder ist meine Wortwahl zu kompliziert? Werden Fremdwörter und Fachausdrücke verwendet und passen diese zum Publikum? Vor einem Fachpublikum kann eine größere Kenntnis vorausgesetzt werden, vor Laien sollten andere Begriffe verwendet werden. Gibt es häufig wiederkehrende Reiz- oder Lieblingswörter? Mit diesem Thema habe ich mich in drei Blog-Einträgen schon beschäftigt: »Das macht man nicht!«, »Über Hass- und Lieblingswörter« und »Drei Tipps zum Umgang mit dem Füllwort ›Ähm‹«.
Im mündlichen Sprachgebrauch ist auch der Satzbau relevant. Es lässt sich oft leichter zuhören, wenn frei gesprochen und nicht abgelesen wird. Das gelingt am besten durch die Nutzung eines Stichwortkonzepts. Dabei passiert es meistens automatisch, dass Sätze kürzer sind und keine komplexen Schachtelsätze vorkommen.
Beim Sprachstil geht es um die Sprache, beim Sprechstil um das Sprechen. In dieser Kategorie gebe ich Feedback zur Stimme und zum Stimmklang (Tonhöhe und Satzmelodie), zur Lautstärke, der Betonung, zu Sprechgeschwindigkeit und Pausen sowie zur Artikulation (Deutlichkeit) und zu möglichen Dialekten und Regiolekten oder Akzenten.
Die Schauform beschreibt das, was ich sehen kann. Hält die Rednerin Blickkontakt? Was drückt sie mit dem Gesicht aus (Mimik)? Nutzt der Redner seine Arme in einer zu ihm passenden Weise (Gestik)? Wie ist die Körperhaltung allgemein und was lenkt durch Äußerlichkeiten vom Inhalt ab (z. B. eine Haarsträhne, die immer wieder in die Augen fällt)? Steht die Person still auf einer Stelle oder nutzt sie den Raum, der ihr zur Verfügung steht (Proxemik)? Wirken Gestik, Mimik und Proxemik harmonisch zum Inhalt?
All diese Kategorien – Denkstil, Sprachstil, Sprechstil und Schauform – spielen in meiner Arbeit eine große Rolle. Manche Klient*innen erkennen schnell für sich: »Interessant, mein Thema ist offenbar der Sprachstil – ich sollte das freie Reden üben.« oder sie merken, dass sie sprecherisch und sprachlich sehr versiert sind, aber durch bestimmte Bewegungen körperlich unruhig wirken.
Mein Name ist Debora Diehl und ich arbeite als Rhetorik- und Aussprachetrainerin. In meinem Newsletter schreibe ich über Themen rund um mündliche Kommunikation, über Rhetorik, Stimme und Aussprache. Manchmal gebe ich auch Buchtipps und berichte über meinen Blog.
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© 2024 Dr. Debora Diehl
Sprechwissenschaftlerin & Logopädin
mail@deboradiehl.de | Harsdorfer Straße 56, 39110 Magdeburg
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